Die Anzahl der B2B-Unternehmen, die digitale Kauf- und Nachkaufprozesse anbieten, ist laut Umfragen von McKinsey & Company im Lauf des Jahres 2021 von 53 %auf 65 % gestiegen, und der Anteil digital erzielter Umsätze am gesamten B2B-Umsatz (18 %) ist inzwischen genauso groß wie der “Direktvertriebsanteil” über Sales-Mitarbeiter.
Zudem verursacht der Druck, sich zeitnah umfassend digitalisieren zu müssen, vielen B2B-Unternehmen zunehmend große Sorgen, da existierende E-Commerce-Lösungen oft das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben oder aufgrund jahrelanger individueller Anpassungen zu teuer sind, um sie kosteneffizient zu betreiben, weiterzuentwickeln und zu skalieren. Viele Unternehmen suchen daher aktuell nach einer neuen E-Commerce-Lösung, die sie langfristig bei ihren zukünftigen Wachstumsbemühungen unterstützt und ihnen hilft, in neue Märkte und Regionen zu expandieren bzw. ihre Geschäftsmodelle zu erweitern oder neue Modelle zu etablieren.
Technologie allein ist nicht die Antwort
Technologie-Marketing funktioniert in der Regel sehr gut. Viele Menschen glauben an die Versprechen von Technologieanbietern und erwarten, dass eine technische Lösung ihre Geschäftsprobleme unmittelbar lösen wird oder sie mit der Einführung der Technologie eine digitale Strategie umgesetzt haben. Leider wird aber fast nie eine Strategie umgesetzt, sondern bleibt am Ende nur eine neue digitale Lösung, die vielleicht einiges “besser kann”, aber die mit ihr verbundenen Erwartungen nicht oder nur teilweise erfüllen kann.
Warum? Technologie sollte eigentlich immer nur das “Mittel zum Zweck” sein, also eine technische Unterstützung bei der Lösung eines Business-Problems oder der Umsetzung einer Strategie. Damit dies gelingt, müssen die “Lösungswege” aus den diversen Anwender-Perspektiven in konkrete “user journeys” und “use cases” heruntergebrochen und dann durch Technologie “enabled” werden.
Besteht bei einer Lösungs-Entscheidung kein direkter Zusammenhang zur Problemstellung bzw. den konkreten “user journeys” oder “use cases”, ist auch nicht klar, wie die neue Lösung hilft, die Probleme zu lösen oder die Strategien umzusetzen. Stattdessen werden oft Standard-Funktionalitäten umgesetzt und das Marketing-Versprechen der Technologieanbieter kann nur schwer eingehalten werden, weil es eine Lösung gibt, die nicht zum Problem passt.
So kommt es beispielsweise immer häufiger vor, dass große Hersteller oder Zulieferer digitale Plattformen entwickeln, mit denen sie Großhandelsstrukturen umgehen, und direkt an ihre Endkunden verkaufen wollen.
In einigen Fällen sind solche Strategien erfolgreich, und das Unternehmen kann sich vertikalisieren und eine direkte Kundenbeziehung aufbauen, die Abhängigkeit vom Großhandel verringern und die Margen steigern. In anderen Fällen verfügt das Unternehmen einfach nicht über genügend Kenntnisse des Marktes oder der Großhandelslogistik, um neue Kundensegmente direkt zu bedienen und erkennt nicht die Herausforderungen, die der Aufbau der entsprechenden Geschäftslogik mit sich bringt oder ignoriert notwendige Änderungen am Geschäftsmodell. Statt einmal 6000 Schrauben zu verkaufen, erfordert der Verkauf von 1000x 6 Schrauben eben deutlich mehr als die Implementierung einer neuen E-Commerce-Lösung.
Für Unternehmen, die Technologieentscheidungen anhand von Kriterien treffen, welche die direkte Unterstützung der Geschäftsstrategie und dafür notwendigen “Journeys” und “Use Cases” treffen, bieten moderne MACH basierte E-Commerce Lösungen außerordentliche Möglichkeiten.
Composable Commerce öffnet die Tür zu neuen Geschäftsmodellen
Anstatt sich auf die Versprechen von “Product-Suite”-Anbietern zu verlassen, die damit werben, möglichst viele “Features” out-of-the-box anzubieten, bietet sich mit Hilfe eines Composable Commerce-Ansatzes die Möglichkeit, eine modulare Plattform aus wiederverwendbaren Komponenten aufzubauen, die deutliche Vorteile in der Kosteneffizienz und eine höhere Flexibilität und Skalierbarkeit mit sich bringt als “klassische monolithische” E-Commerce-Lösungen.
Hierbei kann eine Komponente eine einzelne API sein oder auch ein komplettes Frontend. Sie muss nur in sich geschlossen sein, sich je nach Bedarf ohne viel Aufwand in Ihre Plattform ein- und ausbauen lassen und geschäftsorientiert sein.
Komponenten können dadurch einfach neu angeordnet und ersetzt werdenoder auch für einen anderen Anwendungsfall wiederverwendet werden, wenn sich die geschäftlichen Anforderungen ändern. So entsteht eine flexible, skalierbare Lösung, welche die Komplexität verschiedener Geschäftsmodelle bzw. Geschäftseinheiten bewältigen kann, durch die Wiederverwendung die Kosteneffizienz steigert und die Rollout-/Anpassungsgeschwindigkeit signifikant erhöht.
Composable Commerce für B2B
Flexibilität
Best-fit-Funktionen ohne Herstellerbindung
Skalierung
Wiederholbare Modelle für schnelle Einführung und Erweiterung
Komplexität
Headless-Technologie passt sich an jede Marke, jedes Frontend und jedes Modell an
Flexibilität
Herkömmliche E-Commerce-Lösungen verfügen oft über zahlreiche “Out-of-the-box Features” und danach fragen viele RfPs. “Out-of-the-box-Features” sind ganz hervorragend, wenn alle verwendeten Standardfunktionen ohne Anpassungen für Ihr Unternehmen geeignet sind, aber können sehr schnell zu Frustration führen, wenn Sie dadurch an Funktionen gebunden sind, die nur teilweise für ihren Anwendungsfall geeignet und nur schwer anpassbar sind.
Bei einem Composable Commerce Ansatz sind die Komponenten unabhängig und kommunizieren über klar definierte APIs miteinander. Das bedeutet, dass einzelne Funktionen ausgetauscht oder hinzugefügt werden können, ohne dass eine neue Software- Version eingespielt werden muss oder ein “Neuaufsetzen” größerer Systembestandteile oder die Neuentwicklung ganzer Prozesse erforderlich ist.
Diese modulare Architektur erfordert “Plattform-Denken” und ermöglicht es Unternehmen, gezielt in “Packaged Business Capabilities”, also “Funktionsblöcke” zu investieren, die genau auf ihre geschäftlichen Bedürfnisse zugeschnitten sind und den Prioritäten entsprechen, die sich wiederum aus der Business-Strategie ableiten lassen. So können Unternehmen zum Beispiel in für sie sehr relevante Bereiche wie eine “Komplexe Produktsuche” oder “Regulatorische Anforderungen” investieren, die nicht Bestandteil einer Standardlösung sind.
Außerdem können unterschiedliche Geschäftsbereiche nach Bedarf einzelne Komponenten je nach Bedarf austauschen, z. B. eine eigene Preislogik für verschiedene Kundengruppen oder regionsspezifische Vertriebsdienste, während viele andere weiter verwendet werden.
Die Flexibilität ergibt sich unter anderem aus der wachsenden Anzahl ausgereifter “Composable SaaS - Lösungen” in unterschiedlichen Bereichen (Content, Search, Commerce, PIM, etc.), die inzwischen auf dem Markt verfügbar sind. Insbesondere, seitdem MACH-basierte SaaS Lösungen (microservices, API-first, cloud-native, headless) weitgehend vom Markt akzeptiert sind und weithin als wirkliche Alternative zu traditionellen Lösungen gelten. MACH-Lösungen sind so konzipiert, dass sie sich besonders gut mit anderen MACH bzw. auf “Composable Enterprise basierenden-Prinzipien” integrieren lassen.
Der MACH-Ansatz hilft nicht nur dabei, komplexe Projekte schneller umzusetzen, sondern ist auch deutlich kosteneffizienter als “vollständige Eigenentwicklungen” oder“stark-modifizierte Lösungen”, die nicht als Plattform, sondern als eine “Serie” von “ähnlichen Lösungen” je nach Land oder Business-Modell ausgerollt werden.
Warum? Weil es gegenüber der vollständigen Eigenentwicklung nicht notwendig ist, “Standardfunktionen” erneut zu entwickeln und man sich auf Funktionalitäten mit Differenzierungspotential konzentrieren kann. Zudem entfallen signifikante Folgekosten, die durch laufende Upgrades sowie Wartung und Weiterentwicklung von Lösungen, die nicht MACH compliant und damit nicht multi-tenant-fähig sind, und nicht ohne Upgrades je Instanz auskommen.
In einem typischen Szenario werden die “Packaged Business Capabilities” (PBCs), die von MACH basierten SaaS Herstellern bereitgestellt werden, mit eigenentwickelten, differenzierenden PBCs kombiniert. Dadurch entsteht ein auf die individuellen Bedürfnisse und Prioritäten eines Unternehmens zugeschnittene Plattform, die das Beste aus unterschiedlichen Welten miteinander kombiniert.
Skalierung
Da viele Komponenten über Geschäftsbereichsgrenzen hinweg geteilt und gemeinsam genutzt werden können, ist es einfacher, über einen Composable Commerce Ansatz zu skalieren und den kosteneffizienten Betrieb einer Plattform sicherzustellen.
Während in der Vergangenheit jede Geschäftseinheit eine neue Instanz der Commerce-Plattform benötigte, ermöglicht ein Composable-Ansatz die Wiederverwendung von Infrastrukturkomponenten, Kernfunktionen, Datenmodellen auf eine “sichere Art” über verschiedene Regionen, Produktgruppen und Kanäle hinweg.
Die Komponenten können in einigen wenigen, wiederholbaren Modellen gruppiert werden, die viele verschiedene Geschäftseinheiten (gelegentlich >100) nutzen können. Die Wartung dieser gemeinsam genutzten Komponenten wird zentral abgewickelt, sodass Rollouts schnell durchgeführt werden können und sich die Teams der Geschäftsbereiche auf andere Aspekte wie benutzerdefinierte Logik und differenzierende Customer Experiences konzentrieren können.
Composable Commerce macht es auch viel einfacher, die Vorteile der Cloud-Skalierung zu nutzen. Mit einem API-first-Ansatz, bei dem alle Funktionen über APIs zugänglich sind, können Unternehmen kundenspezifische und MACH-basierte SaaS-Lösungen mit den Services von führenden Hyperscalern wie Amazon AWS, Microsoft Azure und Google GCP kombinieren.
Komplexität
Eine der besonderen Stärken von Composable Commerce Lösungen ist der Umgang mit Komplexität. Projekte, die bei herkömmlichen Plattformen monatelange Anpassungen erfordern könnten, wie z. B. die Einrichtung eines neuen Länder-Shops oder das Hinzufügen einer kundenspezifischen Preis- oder Discount Logik zu einer Seite, können oft in nur wenigen Wochen umgesetzt werden, indem die relevanten “Packaged Business Capabilities” orchestriert und eingesetzt werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Frontend und Backend entsprechend des MACH-Ansatzes voneinander entkoppelt sind. Daten werden in einem neutralen (ohne Frontend-Design-Informationen) im Backend gespeichert und können so für eine nahezu unbegrenzte Anzahl an Touchpoints oder Frontends verwendet werden. Dies ermöglicht es, gleichzeitig mehrere Marken und Geschäftsmodelle auf demselben Composable Commerce Stack zu verwalten and rapidly apply changes.
An einem Beispiel lässt sich dies vielleicht am besten erläutern: Nehmen wir an, ein Großhändler im Bereich Gastronomie betreibt eine Online-Plattform für Großkunden und gleichzeitig ein Marktplatz-Modell für kleine Catering-Unternehmen:
Ein Composable Commerce Ansatz könnte es nun ermöglichen, die Plattform-Infrastruktur gemeinsam zu nutzen und gleichzeitig zusammen ausgewählte E-Commerce-Funktionen zu verwenden - so, als ob sie das ERP-System und Lagerfläche gemeinsam teilen würden. Das Frontend-Erlebnis, das Branding, die Preismodelle, die Zahlungsoptionen, die Lieferlogistik und andere Komponenten können jedoch für jedes Geschäftsmodell völlig individuell sein.
Composable Commerce kann komplexe Modelle zwar nicht auf magische Weise vereinfachen, aber es kann Teams dabei helfen, diese Modelle sehr effizient einzuführen und zu verwalten.
Wenn Sie inhouse “Packaged Business Capabilities” entwickeln wollen, würden sie hierfür einen neuen “Microservices-Layer” etablieren, der auch “Modern Architecture Layer” oder “Business Object Layer” genannt wird. Dieses Konzept erlaubt es, Anwendungen zu entwickeln, die entkoppelt von den darunterliegenden Schnittstellen sind.
Der B2B Accelerator+von Mindcurv folgt diesem Ansatz und besteht aus einer Reihe von “Packaged Business Capabilities”, welche die B2B-Funktionen von Commercetools nutzen und erweitern. Dadurch können schnelle POCs ermöglicht, die Entwicklung beschleunigt und die Fertigstellung einer Composable Commerce Lösung, die auf Commercetools basiert, vorangetriebenwerden.
In den B2B-Accelerator sind die langjährigen B2B-E-Commerce-Erfahrungen von Mindcurv eingeflossen und er deckt bis zu 90 % der typischen B2B-Use Cases ab. Mithilfe des Accelerators können modern B2B-Commerce-Lösungen und das Kundenportal mit E-Commerce-Funktionen entwickelt werden.
Der B2B-Accelerator+ basiert aufMicro-Services und entspricht vollständig MACH und Composable Enterprise Prinzipien. Er bietet eine Vielzahl an sofort einsatzbereiten Funktionen (APIs), die Unternehmen je nach Bedarf nutzen, erweitern und entfernen können. So können Unternehmen schnell einen kompletten Funktionsumfang erreichen und gleichzeitig von der Geschwindigkeit, Flexibilität und Leistungsfähigkeit von Composable Commerce Lösungen profitieren.
Erfahren Sie hier mehr über den B2B-Accelerator+ von Mindcurv.
Autor

Markus Tillmann
Executive Vice President
Weitere Leseempfehlungen

28. Juni 2021
Digitale Plattformen
Bringen Sie Ihre B2B-Onlineplattform auf das nächste Level
Bringen Sie Ihre B2B-Onlineplattform auf das nächste Level
Mit einer neuen B2B-Plattform schnell erfolgreich zu sein, muss nicht komplex und zeitaufwändig sein. Erfahren Sie, wie Sie Ihre Online-Plattform effizient optimieren.